Samstag, 10. September 2016

Sechzehn Autos bis zum Meer.


Du D., egal was kommt, wir machen diesen Sommer zu unserem Sommer, in Ordnung?
Doch das was kam, war größer und schöner, als dass wir es uns jemals erträumen hätten können.

Es war an einem Montag im August, da standen wir plötzlich an dieser Raststätte im Süden des Landes und uns wurde bewusst, dass nun unsere Reise beginnt.

Vier Wochen Abenteuer und Freiheit.
Per Anhalter durch Europa.
Nur Du und Ich, beste Freunde seit neun Jahren.

Wochenlang war die Freude unbändbar.
Die Rucksäcke wurden auf den letzten Drücker gepackt, natürlich mit viel zu vielen Dingen. Auch belächelten wir den anderen um ein paar Gegenstände. 
Vier Schnürsenkel? 
Hygienetücher? Naja, vielleicht für schlechte Zeiten.

Viele schlimme Geschichten hatten wir über das Trampen gehört. 
Die Tochter der Tante der Nachbarin, die, die in Berlin etwas mit Medien studiert, die hat nämlich eine Freundin, die auch schon mal getrampt ist und ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht hat.

"Hach... und dann noch zwei Frauen, wenn ihr nicht Teil der übernächsten XY-Sendung werdet!"
Und immer und immer wieder hielten wir mit unserem Standardsatz dagegen. „Wir vertrauen in das Gute der Menschen“. 
Denn mehr haben wir auf dieser Rese nicht zu tun.
Und so war es. 
Es floss, vom Anfang bis zur letzten Sekunde. 
So sehr, dass es manchmal schon fast ein bisschen gruselig war und wir uns leise zuflüsterten, wann kommt es? 
Irgendwann muss doch etwas kommen, dieses eine etwas, was uns aus der Bahn wirft, den anderen zeigt, dass sie Recht hatten. Doch nein, es kam nichts dergleichen. Wir wurden mit Menschlichkeit überschüttet. 
Immer und immer wieder.

Diese Reise hat uns geprägt und zwar auf die schönste Art und Weise, wie es einem passieren kann.
Und dies wird uns ein Leben lang begleiten.

Immer wieder werden wir an C. aus M. denken. 
Oder an V., der uns Eier zum Frühstück gemacht hat. 
An den Briten aus dem Hostel in P., der sich in Finnland um die Rentiere des Weihnachtsmannes kümmert.
Auch an diese begnadete Jazzsängerin, welche uns in ihrem Auto mitnahm, einen französischen Klassiker sang und mich fast zu Tränen rührte, weil dieser Moment so perfekt war.

Wir haben uns getraut und das war gut so. 

Wir sind an vielen Situationen gewachsen. 

Gerne hätten wir den anderen manchmal auf den Mond katapultiert, doch im Endeffekt sind wir nochmal ein bisschen mehr zusammengewachsen.
Auch, weil das gemeinsame Reisen es so erfordert.

Oft ertappe ich mich dabei, wie ich glücksdurchtrunken an unsere Reise zurückdenke. 

Ich bin beseelt und dankbar für diese Zeit.




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                                                             August - September 2016